(04.04.2014, 06:35)Leimen schrieb: Im Großen und Ganzen muss ich Modgar zustimmen. Aber in einem Punkt muss ich ihm vehement widersprechen. Die Adressaten einer TV-Serie sind natürlich die Zuschauer. Dass Ted die Geschichte seinen Kindern erzählt, ist nur die Rahmenhandlung. Dabei handelt es sich also um eine Erzähltechnik und um ein Stilmittel - um nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube nicht, dass das jetzt herhalten kann, um handwerkliche Schwächen zu rechtfertigen. Es ist zeitlich alles sehr gerafft und ich finde, dass man dem Zuschauer einfach zuviel zugemutet hat. Es bleibt kaum Zeit, große Änderungen und Sprünge in der Geschichte emotional zu verarbeiten.
@Leimen: Vielleicht ist nicht ganz deutlich geworden, was ich mit meinem Post ausdrücken wollte, deswegen kommen jetzt ein paar „fachliche“ Erläuterungen bzw. Interpretationen von meiner Seite. Als Germanist nehme ich mir jetzt einfach mal die Freiheit dafür
Du hast Recht, wenn du sagst, dass wir als Zuschauer die Adressaten der TV-Serie HIMYM sind. Tatsache ist aber auch: Wir sind nicht die Adressaten von Teds Geschichte, sondern die Kinder!
Ich glaube, dass wir uns etwas vor Augen führen müssen, das faktisch erst im Finale wirklich deutlich wird: Bei HIMYM erleben wir eine Geschichte in einer Geschichte; der Fachmann nennt so etwas eine metadiegetische Erzählung. Was bedeutet das konkret? Ganz einfach: Es gibt einen Erzähler, der uns als Zuschauern erzählt, wie Ted seinen Kindern die Geschichte erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hat. Gerade das wird de facto erst im Finale (bzw. in der extremen Zeitraffung) deutlich: unser Erzähler greift in die Erzählung gar nicht erst ein, sondern überlässt das Erzählen vollkommen der Figur Ted. In der Fachsprache wird ein solcher Erzähler als heterodiegetisch bezeichnet.
Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Wir müssen einfach zwischen drei Ebenen unterscheiden: die Makroebene, auf der die gesamte Serie HIMYM stattfindet; die Metaebene, die die gesamte Erzählung von Ted , die er an seine Kinder richtet, umfasst; sowie die Mikroebene, die faktisch alle kleinen Geschichten, seien es Rückblenden, Flash Forwards, etc. innerhalb von Teds Geschichte umfassen. Wenn wir uns dessen bewusst werden, ist die Serie – und insbesondere das Finale (als Einzelfolge) – nicht schlechtes Handwerk, sondern ganz großes Kino! Wobei natürlich immer noch die Einschränkung bleibt, dass der Fokus auf die Hochzeit in Staffel 9 dann ein falscher gewesen ist, da gebe ich allen Kritikern Recht.
True story!